Hybridbusse – auf Herz und Nieren getestet

Sieben Transportunternehmungen des öffentlichen Verkehrs setzen an zum schweizweit umfangreichsten Langzeittest zweier Gelenk-Hybridbusse unter realen Einsatzbedingungen. Die über einjährige Testphase beginnt am 29. März 2011, wenn beim BSU in Solothurn ein Serien-Hybridbus der Carrosserie Hess AG in Betrieb genommen wird.

Ein vollbesetzter Gelenkbus des öffentlichen Verkehrs vermag die Strasse von rund 100 Personenwagen zu entlasten. Alleine dank der Raumeffizienz leistet der öV einen grossen Beitrag zur Erreichung von CO2-Zielen. In der Summe bewegen sich in der Schweiz Tausende diesel- oder erdgasbetriebene Busse mit Jahreslaufleistungen von durchschnittlich 60'000 - 80'000 km im öffentlichen Verkehr. Eine Folge der hohen Laufleistungen sind relativ kurze Fahrzeugersatzzyklen. Dies unterstützt die Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs in ihrem Bestreben, unter Berücksichtung der Wirtschaftlichkeit, die jeweils neusten Technologien hinsichtlich Effizienz und Emissionsreduktion einzusetzen.

Überregionale Arbeitsgruppe
Gemäss Angaben der Hersteller sind hybridbetriebene Fahrzeuge mittlerweile reif für den täglichen Einsatz im öffentlichen Verkehr. Verlässliche Daten aus Langzeittests unter Praxisbedingungen liegen jedoch, speziell für Gelenkbusse, keine vor. Diese Umstände waren für die BVB ausschlaggebend, schweizweit Transportunternehmungen anzufragen, ob Interesse an einer Zusammenarbeit bestehe. Mittlerweile setzt sich eine entsprechende Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Unternehmen Transports publics de la région lausannoise, Verkehrsbetriebe STI , Busbetrieb Solothurn und Umgebung BSU, Stadtbus Winterthur, Transports publics Genevois, PostAuto Schweiz AG und den Basler Verkehrs-Betrieben zusammen. Ziel des gemeinsam lancierten Projekts ist es, neue Antriebstechnologien in Bezug auf ökonomische, betriebliche, technische, ökologische und marketingseitige Aspekte zu testen. Gemeinsam wurde im 2010 entschieden, dass mit neuster serieller Hybridtechnologie ausgestattete Gelenkbusse verschiedener Hersteller getestet werden sollen. Unterstützt wird dieses Vorhaben zudem vom VöV, dem Verband öffentlicher Verkehr Schweiz.

Testfahrzeuge
Resultat einer umfangreichen Evaluationsphase unter Einbezug mehrerer Lieferanten ist folgende Auswahl: Getestet wird einerseits der Serienhybrid-Gelenkbus der Carrosserie Hess AG, der mit Supercaps als Energiespeicher und zwei elektrischen Achsantrieben ausgerüstet ist. Parallel dazu wird der Citaro G BlueTec ®-Hybrid von EvoBus mit Lithium- Ionen-Akku und vier Radnabenmotoren auf die Reise geschickt. Die über einjährige Testphase beginnt am 29. März 2011, wenn beim BSU in Solothurn der Hess-Hybridbus in Betrieb genommen wird. Im Gegensatz zum parallelen Hybridsystem erfolgt beim seriellen der eigentliche Antrieb rein elektrisch. Der Dieselmotor dient lediglich dazu, über einen Generator den elektrischen Versorgungskreis mit Strom zu versorgen und den Speicher (Akku) nachzuladen. Bei jedem Bremsvorgang wird zudem Energie gewonnen und dem Speicher zugeführt.

Testumgebung
Die sieben Transportunternehmungen verfügen über sehr unterschiedliche Fahrplantakte, Haltestellendistanzen und Höhenprofile. Die zwei Hybridfahrzeuge sind, zeitversetzt, zwischen März 2011 und April 2012 jeweils zwischen einem und zwei Monaten im Liniennetz einer Unternehmung unterwegs und werden damit sommerlichen und auch winterlichen Temperaturen ausgesetzt. Zur Ermittlung der Akzeptanz seitens Kundschaft und Fahrpersonal werden ausführliche koordinierte Befragungen durchgeführt. Diese Testumgebung bietet ideale Rahmenbedingungen für eine umfangreiche Datensammlung und -auswertung (Verbrauch, Reichweite, Lärm, usw.) und damit starke Argumente für fundierte Diskussionen hinsichtlich künftiger Busbeschaffungen.